
Raphaela Marie Fritz
Nähen hat in meiner Familie eine lange Tradition. In meiner Verwandtschaft wird genäht, seit ich mich erinnern kann. Mein Opa war Nähmaschinenmechaniker, der hat mir die Liebe zum Handwerk und den Umgang mit Nähmaschinen beigebracht. Die Kreativität kommt von meinen Eltern und von der Waldorfschule.
In meiner Kindheit haben meine Eltern mit mir viele tolle Sachen gebaut und gebastelt, in der Schule konnte ich super viel ausprobieren und meine Talente testen. In meine Nähkurse möchte ich nun beides einbringen: meine Liebe zum Nähen und meine Kreativität.
Meine Erfahrung
Nach der Waldorfschule habe ich mich für eine Ausbildung zur Herrnschneiderin an der Bayerischen Staatsoper in München entschieden. Nach meiner Gesellenprüfung habe ich an verschiedenen Theatern in Stuttgart und Wiesbaden mein Können weiter verfeinert und parallel meinen Meister gemacht. Zwischendurch habe ich in Rom für die Theater- und Filmschneiderei Tirelli Costumi gearbeitet. 2021 habe ich mich dann entschieden, zusammen mit meiner Familie wieder zurück nach Lindau zu ziehen.
Wie bin ich auf den Namen „Rela Suits“ gekommen?
„Rela Suits“ ist eine Kombination aus der Kurzform meines Vornamens Raphaela und dem englischen „suit“, das für Anzug oder Kostüm steht. Das passt zu mir als Schneiderin. „to suit“ heißt aber auch, dass jemandem Kleidung gut passt oder sie ihm gut steht.
Und was nicht passt, wird passend gemacht. Denn als drittes Element klingt in „Rela Suits“ der Begriff des Recyclings oder Upcyclings an, also das Wiederverwerten oder Aufwerten alter Stoffe. Denn aus ihnen kann man so viele schöne Dinge gestalten.
Das macht nicht nur Spaß, sondern ist auch nachhaltig. Deshalb möchte ich gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern meiner Nähkurse eine Näh-Revolution starten und alte Stoffen zu neuem Leben erwecken, gewissermaßen eine „Nähvolution“ anzetteln.


Nachhaltigkeitsgedanke
Es ist doch viel besser, aus alten Lieblingsstücken und Stoffresten etwas Neues zu zaubern, als dafür synthetische Stoffe aus billiglohn Ländern zu verwenden, die am Ende noch mit Schadstoffen belastet sind. Ein alter Mantel oder eine alte Weste aus dem Schrank von Oma und Opa oder Onkel und Tante lassen sich ganz toll in einen Kinderanzug verwandeln. Früher waren die Stoffe oft aus reiner Seide, Wolle oder Baumwolle. Das waren reine Naturfasern, hochwertig und angenehm zu tragen. Diese Qualität können wir heute noch nutzen.
Modernen Stoffen sind oft Polyamid oder Viscose beigemischt
Moderne Stoffe sind deshalb nicht so verträglich und fühlen sich am Körper nicht so gut an. Ich habe schon Steckenpferde aus alten Socken genäht oder Wiegentücher für Hebammen. Neulich wollte eine Teilnehmerin ein Schmusekissen für ihre kleine Tochter schneidern. Wir haben das Kissen dann mit bunten Stoffresten als Hundekopf gestaltet mit lustiger Hundeschnauze und Schlappohren. Das sah wunderschön aus und die Teilnehmerin war am Ende richtig glücklich über das Kissen.
Spaß am Nähen für gross und klein
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer meiner Nähkurse sollen Spaß am Nähen haben und lernen, kreativ zu sein. Indem ich mein Können und meine Erfahrung weitergebe, möchte ich meinen Teil dazu beitragen, das traditionelle Schneiderhandwerk zu erhalten. Denn durch die industrielle Massenfertigung von Kleidung droht das Wissen über traditionelle Nähtechniken zu verkümmern. Aus alten Stoffen Neues zu gestalten und gleichzeitig die traditionelle Schneiderkunst weiterzugeben – beides ist in meinen Augen durch und durch nachhaltig.